Die Rebellion der Schweizer SAP-Kunden

In Deutschland krebste SAP zurück und belässt bestehenden Kunden ihren Standard-Supportvertrag. Hierzulande sind die Fronten verhärtet.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2008/22

     

Es rumort im Paradies. SAP-Kunden üben weltweit den Aufstand, weil der Softwarekonzern den Standard-Support aus dem Angebot gestrichen hat und künftig nur noch den um rund 30 Prozent teureren Enterprise-Support anbietet. In Deutschland und Österreich haben die Proteste Früchte getragen: SAP gewährt den bestehenden Kunden zumindest für 2009 weiterhin den Standard-Support. Nur Neukunden werden auf die teurere Version verwiesen. «Ab 2010 werden aber auch für diese Kunden die Preise steigen», sagt SAP-Sprecherin Claudia Rollero gegenüber IT Reseller. Rein rechtlich hätte SAP sogar die Möglichkeit, die Preise für die Standard-Variante über das Niveau der Enterprise-Version zu heben.

Ein Phyrrussieg also? In der Schweiz sei die Verärgerung ungleich kleiner als in Deutschland, sagt SAP. Dem widerspricht die IG SAP Wartung Schweiz. Bislang sei das Verhältnis zwichen SAP und den Kunden immer sehr partnerschaftlich gewesen, sagen Vertreter der Gruppe, der 25 SAP-Kunden mit einem Lizenzvolumen von rund 100 Mio. Franken angehören, anlässlich einer Pressekonferenz. «SAP riskiert nun, diese Beziehung nachhaltig zu schädigen», so ein Firmenvertreter.


SAP Schweiz zeige sich bislang wenig gesprächsbereit. Das werde sich nicht nur auf das Verhältnis zu bestehenden Kunden auswirken, sondern auch Neukunden abschrecken. «Ich bin überzeugt, dass SAP sein Ziel betreffend der Neuabschlüsse im 4. Quartal nicht erreichen wird», so ein Kunde. Auch die IG-Mitglieder würden sich Investitionen genau überlegen und allenfalls Projekte zurückstellen. «Wir sind zu Gesprächen bereit», versichern die rebellierenden Firmen. Allerdings erwarte man von SAP Kompromissbereitsschaft.

«Es werden Mehrleistungen versprochen, die wir nicht feststellen können», sagen die Firmenvertreter einhellig. Der Dokumentationsaufwand für die Kunden würde massiv steigen. Diese könnten bei nichterfüllen der Qualifikationen im Rabattsystem zurückgestuft werden, während SAP nicht mit einem Bonus-Malus-System zur Einhaltung der Vereinbarung gezwungen sei. Nur so wäre es aber möglich, die Mehrausgaben durch Reduktionen beim eigenen Personal zu kompensieren. Um den Druck auf SAP zu erhöhen, wollen die Firmen im kommenden Jahr weiterhin den tieferen Tarif überweisen. (Markus Gross)

Mehr zum Thema SAP finden Sie im VAR-Roundtable dieser Ausgabe.


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