SAP baut erstmals Stellen ab

Obwohl der grösste Softwarekonzern Europas im zweiten Halbjahr 2008 die Wirtschaftskrise zu spüren bekam, übertraf SAP die Erwartungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/02

     

SAP hat insbesondere in der Schweiz ein Glanzresultat für das Gesamtjahr 2008 abgeliefert. Der Umsatz betrug hierzulande 713,7 Mio. Franken, was einer Steigerung im Vorjahresvergleich um satte 43,3 Mio. Franken entspricht. Der Produktumsatz legte dabei mit 11 Prozent oder 51,6 Mio. Franken besonders stark zu und kam auf 505 Mio. Franken zu stehen. Das sei zu einem grossen Teil auf neue Produkte zurückzuführen, so SAP. Demnach kamen insbesondere das «SAP Talent Management» als Bestandteil der Personalapplikation und auch CRM 2007 mit einer neuen intuitiven Benutzerführung besonders gut an.

Das zweite Halbjahr bremste

Zudem konnte SAP in der Schweiz nach eigenen Angaben insbesondere kleine und mittlere Unternehmen für seine KMU-Lösungen begeistern. Diesen Erfolg habe man in erster Linie den Schweizer Channel-Partnern zu verdanken, so SAP. Ein grosser Teil des Produktumsatzes habe man allerdings mit den bestehenden Kunden erzielt, welche immer mehr Geschäftsprozesse in die SAP Business Suite integrieren würden.

International war der Walldorfer Konzern zwar nicht ganz so erfolgreich wie in der Schweiz, lag aber über den Erwartungen. «Im ersten Halbjahr waren wir auf Rekordkurs», sagt SAP-Schweiz-Sprecherin Claudia Rollero auf Anfrage von IT Reseller. Allerdings seien die Geschäfte in der zweiten Jahreshälfte etwas harziger verlaufen. Das bestätigte auch der scheidende SAP-CEO Henning Kagermann. «Als die Krise einschlug, haben wir rasch reagiert und Massnahmen zur Verringerung der Kosten eingeleitet», so Kagermann. Unter anderem wurden interne Reisen von Mitarbeitern auf ein Minimum reduziert und die Hausmesse Sapphire in Europa abgesagt. «In Europa und auch der Schweiz setzen wir auf lokale Veranstaltungen. Diese kamen im vergangenen Jahr sehr gut an», so Rollero.


Dank dieser Massnahmen konnte SAP auch im vierten Quartal den Erwartungen gerecht werden. Der Umsatz stieg von 3,24 auf 3,48 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis wuchs von 755 Mio. Euro im Vorjahr auf 858 Mio. Euro. Der Jahresumsatz vergrösserte sich von 10,24 auf 11,73 Mrd. Euro, der operative Gewinn von 2,8 auf 3,3 Mrd. Euro. Der Nettogewinn stieg leicht von 1,96 auf 2,23 Mrd. Euro.

Erster Stellenabbau der Geschichte

Dennoch will SAP weiter sparen. So soll der Konzern erstmals in seiner Geschichte Stellen abbauen. Entlassungen soll es allerdings keine geben, man verzichtet bloss auf die Neubesetzung von rund 3300 Arbeitsplätzen. Damit sollen ab 2010 jährlich 350 Mio. Euro gespart werden. Im laufenden Jahr schlägt die Massnahme allerdings mit Einmalkosten von 200 bis 300 Mio. Euro zu Buche, wodurch die operative Marge von heute 28,4 Prozent um zwei bis drei Pro­zentpunkte sinken dürfte. Im Moment arbeiten weltweit rund 51’800 Mitarbeitende für SAP. «Da es sich beim Stellenabbau um eine globale Massnahme handelt, wird auch SAP Schweiz betroffen sein», so Rollero. In welchem Umfang könne sie allerdings noch nicht sagen. Hierzulande beschäftigt der Konzern derzeit 527 Mitarbeitende an den Standorten Regensdorf, Biel und Lausanne. «Wir sind überzeugt, dass wir uns mit diesen Massnahmen an die schwierigen Marktbedingungen anpassen können», sagt der designierte CEO Léo Apotheker. Man rechne jedoch für 2009 mit einer geringen Vorhersehbarkeit und Planbarkeit bei den Umsätzen. (Markus Gross)


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