Satyam-Skandal reisst PWC mit

Die indische Regierung hat im Bilanzfälschungsskandal um Satyam die verantwortlichen Buchprüfer von PWC verhaften lassen. Auch für die Ex-Chefs von Satyam wird es ungemütlich. Einige sollen in Haft sitzen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/02

     

Der Bilanzfälschungsskandal um den indischen IT-Dienstleister Satyam könnte nun auch für die Revisionsfirma Price Waterhouse Coopers (PWC) böse Folgen haben. Wie indische Medien berichten, wurden jetzt auch die zwei verantwortlichen Partner, Talluri Srinavas und S. Gopalakrishnan, vom indischen PWC-Ableger verhaftet. Sie hätten die Lücke in Satyams Bücher bemerken müssen, so die Regierung. Immerhin blähte der Satyam-Gründer B. Ramalinga Raju die Bilanz um rund eine Milliarde Dollar auf.


Auch in Amerika könnte einiges an Ungemach auf PWC zukommen: Satyam ist nicht nur in Indien und Europa, sondern auch in New York an der Börse gelistet. Noch, so schreibt zumindest die indische «Hindustan Times», plane die amerikanische Börsenaufsicht SEC keine rechtlichen Schritte im Bezug auf den Satyam-Skandal einzuleiten. Man bleibe jedoch mit den indischen Behörden und der indischen Börsenaufsicht SEBI in Kontakt, so die amerikanischen Behörden.

Sammelklagen und Verhaftungen

Tausende von betroffenen amerikanischen Investoren zeigen sich hingegen weniger geduldig als die Börsenaufsicht. Laut «Hindustan Times» seien bei verschiedenen amerikanischen Gerichten bereits ein rundes Dutzend Sammelklagen eingetroffen.

Obwohl B. Ramalinga Raju in seinem Bekennungsschreiben vom 7. Januar angegeben hatte, dass niemand ausser ihm in den Skandal verwickelt sei, haben die indischen Behörden laut Medienberichten mindestens zehn weitere ehemalige Kadermitglieder von Satyam verhaftet, darunter auch den ehemaligen CFO Srinivas Vadlamani, der laut den indischen Behörden «den vollen Überblick über die operativen und finanziellen Entscheide der Firma hatte».

Fliehende Manager

Die Festnahmen wurden seitens der direkt und indirekt Betroffenen als «ungerechtfertigt» bezeichnet. So sei beispielsweise Gopal Krishna Raju, der die Familien-Holding-Gesellschaft SRSR führte, verhaftet worden. Man habe ihm vorgeworfen, Beweise vernichtet zu haben. Allerdings sei weder er noch sein Anwalt über die Gründe der Inhaftierung informiert worden. Erst als seine Familie an die staatliche Menschenrechtskommission herangetreten sei, hätten die Behörden reagiert, so sein Anwalt.

Die Regierung rechtfertigte sich damit, dass einige der Betroffenen entweder bereits aus dem Land geflüchtet oder zumindest unauffindbar seien. Weitere Fluchtversuche halte man für möglich.


Grundsätzlich seien alle ehemaligen Topkader zur Verantwortung zu ziehen, da sie sich auf Kosten der Firma und der Investoren auf «unverantwortliche Weise bereichert» hätten. Tatsächlich haben verschiedene Kadermitglieder, allen voran der CFO, kurz vor Bekanntwerden des Betrugs Aktien im Wert von rund 1,8 Millionen Dollar abgestossen.

Virtuelle Angestellte

Mittlerweile kursieren Gerüchte, wonach auch Ramalinga Raju sich - entgegen seiner Beteuerungen - bereichert habe. So soll er mittels zahlreicher fingierter Firmen grosse Mengen an Land zusammengekauft haben, insbesondere in Hyderabad, entlang einer geplanten Metro-Strecke, die von seiner Baufirma Maytas Infrastructure hätte erstellt werden sollen. Von insgesamt 400 solch undurchsichtiger Grundstücksgeschäfte ist die Rede.
Laut dem zuständigen Staatsanwalt soll Raju sogar die Zahl der Mitarbeitenden von Satyam falsch angegeben haben. Der Konzern beschäftige gar nicht 53’000, sondern lediglich 40’000 Personen. Mit Hilfe dieser «virtuellen» Beschäftigten soll Raju der Firma grosse Geldsummen entzogen haben, mit denen er seine Landkäufe finanzierte. Rajus Anwalt wies diesen Vorwurf jedoch umgehend zurück. (Markus Gross)


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