Mieten oder leasen statt kaufen

Miet- und Leasingangebote für IT-Produkte werden immer beliebter. Die zunehmende Vorsicht der Banken bei der Kreditvergabe verstärkt diesen Trend. Hersteller und Dienstleister brauchen entsprechende Angebote.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/03

     

Ein grosses Problem der Bankenkrise besteht darin, dass Banken bei der Kreditvergabe mit angezogener Handbremse fahren. So klagte zuletzt der IT-Dienstleister S&T über die Zurückhaltung der Banken bei der Finanzierung von Grossprojekten. Zwar bestreiten viele Banken, Kredite aufgrund der Krise zurückhaltender zu vergeben, doch der Erfolg von spezialisierten Leasing-Unternehmen und IT-Vermietern spricht eine andere Sprache. So meldet beispielsweise der grösste IT-Vermieter Europas, Livingston Electronic Services, zu Jahresbeginn ein grosses Wachstum bei Langzeitmieten. «Dieser Geschäftszweig läuft seit Anfang 2009 bestens, da immer mehr Banken den mittelständischen Unternehmen Kredite für Hardware verweigern», sagt Livingston-Geschäftsführer Siggi Franz. Da nützt es wenig, wenn sich die Leitzinsen der Nationalbanken weltweit in Richtung Null bewegen.


Laut einer europäischen Studie von Siemens Financial Services erwarten die Unternehmen denn auch eher steigende denn fallende Zinsen. In Deutschland seien bereits 30 Prozent der Unternehmen davon betroffen. Die­se Tatsache beflügelt nicht nur unabhängige Leasing-Firmen, auch die IT-Anbieter betonen zunehmend die hauseigenen Finanzierungsangebote. IT Reseller hat einige davon herausgepickt und nachgefragt, ob nur eigene Produkte oder aber ganze Projekte finanziert werden.

Sage und Microsoft mit CIT

Zu Jahresbeginn hat beispielsweise Sage Schweiz ein Leasing-Angebot für seine Produkte angekündigt. So bietet das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem internationalen Finanzdienstleister CIT Group Finanzierungsmöglichkeiten für Sage-Produkte ab einer Investition von 5000 Franken an. Wie Sage-Managing-Director Marc Ziegler gegenüber IT Reseller sagt, können dabei nicht nur die hauseigenen Produkte, sondern auch Dienstleistungen und Hardware finanziert werden.


Auch Microsoft arbeitet mit CIT zusammen und bietet beispielsweise flexible Zahlungsmöglichkeiten für sogenannte «Enterprise Agreements» (Volumenlizenzen). Auch Kredite und Leasingangebote hat Microsoft im Portfolio. «Diese gelten auch für Partnerdienstleistungen und Drittprodukte», so Microsoft-Sprecherin Barbara Josef. Einzige Bedingungen: Das Projekt muss auf einem Microsoft-Produkt beruhen und die Bonitätsprüfung muss positiv verlaufen. Die Laufzeiten orientieren sich dabei normalerweise an den Lizenzverträgen, also zwischen zwei und vier Jahren.

HP und IBM auf eigene Faust

IBM verfügt mit IBM Global Financing über einen der weltgrössten Finanzdienstleister für Informationstechnologie. Dabei offeriert «Big Blue» nach eigenen Angaben «alles, von einfachen Leasing-Verträgen für Hardware bis hin zu komplexen Finanzierungsverträgen mit Hardware, Software und Services». Wie Microsoft und Sage betont auch IBM, dass die Finanzierung in erster Linie dem eigenen Produktportfolio gelte. Man biete aber auch Lösungen für Produkte anderer Anbieter. Hewlett Packard fährt mit HP Financial Services die gleiche Schiene und bietet diverse Arten des Hardware-Leasings, aber auch komplette Projektfinanzierungen an.


Der Walldorfer Softwarekonzern SAP arbeitet mit Siemens Financial Services zusammen und bietet Projektfinanzierungen mit einer Vertragslaufzeit von bis zu sieben Jahren an. Im Leistungsumfang inbegriffen sind natürlich die eigenen Softwareprodukte, aber auch die zum Betrieb benötigte Hardware, Zusatzsoftware von Drittanbietern und Implementierungsleistungen, die mit der Einführung der Lösungen von SAP in Zusammenhang stehen und von SAP-Partnern oder auch den Kunden selber erbracht werden. Dabei bietet SAP die Möglichkeit, die erste Rate nach dem Produktivstart zu zahlen, was «die Zeitspanne bis zum positiven Cashflow auf ein Minimum» verkürze.

Geld im Unternehmen halten

Das IT-Leasing ist schon seit einiger Zeit im Aufwind. Im Gegensatz zu Krediten wird so die Bonität nicht belastet und die flüssigen Mittel können im Unternehmen behalten werden. Zudem ist diese Art der Finanzierung bilanzneutral und die Raten können als normale Betriebsausgaben steuerlich abgesetzt werden. So unterliegen Leasing- und Mietgeschäfte beispielsweise nicht direkt den Vorschriften von Basel II (Eigenkapitalvorschriften).
Nicht zuletzt sorgt auch die bessere Planbarkeit des IT-Budgets für Auftrieb im Leasing-Markt. Laut einer Studie der Experton Group beschäftigen sich zwar erst knapp 30 Prozent der befragten Unternehmen bei der Evaluation von Softwareprodukten mit Miet- oder Leasing-Modellen, die Tendenz sei aber steigend. Insbesondere bei Firmen mit 500 bis 1000 Angestellten wirke sich die restriktive Kreditpolitik der Banken beschleunigend auf die Verbreitung dieser Modelle aus. Wie die eingangs erwähnte Studie von Siemens Financial Services zeigt, gehen je nach Grösse zwischen 15 und 19 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, im laufenden Jahr «verstärkt alternative Finanzierungslösungen wie eben Leasing einzusetzen. Künftig dürften also Anbieter und Dienstleister im Vorteil sein, die solche Alternativen im Angebot haben. (Markus Gross)


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