Von Mobilität und Preiszerfall

Wenn man denkt, dass Heimrechner kaum noch billiger werden können, sinken die Preise ins Bodenlose. Trotz steigenden Verkaufszahlen gingen die Umsätze mit Computern für Heimanwender 2008 um vier Prozent zurück.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/03

     

Auch im zwanzigsten Jahr der Schweizer PC-Markt-Studie «Weissbuch 2009» des PC-Gurus Robert Weiss setzten sich bekannte Trends fort. Die Zahl der mobilen Rechner wächst, Desktops verlieren an Marktanteil und die Preise sinken und sinken. Dadurch gingen die Umsätze mit Computern für Heimanwender trotz einer Steigerung der verkauften Stückzahlen im Jahr 2008 gegenüber 2007 zurück. Während 2007 noch 648’000 Geräte gekauft wurden, waren es 2008 mit 764’000 Rechnern knappe 18 Prozent mehr. Von 2006 auf 2007 betrug die Zunahme der verkauften Stückzahl gar 27,1 Prozent.


Aufgrund des rasanten Preiszerfalls geht es bei der Umsatzentwicklung in die umgekehrte Richtung. Die Umsätze mit Heimrechnern sanken 2008 im Vorjahresvergleich um 3,8 Prozent von 820 auf 788 Millionen Franken. Interessantes Detail: Erstmals gibt es in der Schweiz mehr private Rechner als Haushalte. Auf 1000 Haushalte kommen 1031 Computer. 2007 lag dieser Wert bei 965 Geräten. Insgesamt befinden sich knapp 3,3 Millionen Geräte in privaten Händen.

Laptops im Aufwind, Preise im Sinkflug

Während die Desktop-Geräte bei den Konsumenten zunehmend an Beliebtheit einbüssen, verbuchen die Laptops weiterhin grossen Zuwachs. So wurden 2008 nur noch 234’000 Desktop­systeme verkauft. Das entspricht einem Minus von 8,9 Prozent im Vorjahresvergleich. Entsprechend sank der Umsatz in diesem Bereich um gute 25 Prozent auf nunmehr 239 Millionen Franken. Bei den tragbaren Geräten stiegen die Verkaufszahlen um 35,5 Prozent auf 530’000 Stück. Damit wurden erstmals mehr Laptops an Privatpersonen als an Geschäftskunden verkauft.

Was auf den ersten Blick versöhnlich wirkt, erweist sich bei genauerem Hinschauen als trügerisch: Während die Zahl der verkauften Geräte also um mehr als einen Drittel gewachsen ist, nahm der Umsatz um lumpige 9,8 Prozent zu - also um 49 auf 549 Millionen Franken. Der Durchschnittspreis eines mobilen Heimrechners sank damit in den letzten sieben Jahren jährlich um rund 12,5 Prozent. Musste man 2001 im Schnitt 2550 Franken hinlegen, waren es 2008 gerade noch knapp über 1000 Franken. Im letzten Jahr sei dieser Trend insbesondere durch die deutlich günstigeren Preise bei der neuen Netbook-Generation beschleunigt worden, so Robert Weiss. So betrug der Rückgang des Durchschnittspreises 19 Prozent oder gut 240 Franken pro Einheit.


Bei den Desktop-Systemen ist der Preiszerfall zwar etwas weniger signifikant, zusammen mit den sinkenden Stückzahlen aber verheerend für den Umsatz. Hier nahm der Durchschnitts­preis um 220 Franken ab. Statt 1243 Franken musste man nur noch 1023 Franken für einen Rechner hinlegen. Das entspricht einem Rückgang von 17,7 Prozent im Vorjahresvergleich.

Fast alles für einen

Betrachtet man den gesamten PC-Markt, hiessen die Gewinner des letzten PC-Jahres HP, HP und HP. Der Computerriese aus Amerika ist sowohl bei den mobilen Geräten wie auch bei den Desktops am besten in den Schweizer Haushalten und Unternehmen vertreten (wie übrigens auch bei Lowend-Servern). Einzig bei den Netbooks, die im vergangenen Jahr zum ersten Mal berücksichtigt wurden, hat Konkurrent Acer die Nase vorne. 2007 lag Acer auch bei den mobilen Rechnern noch vor Hewlett-Packard, wurde aber 2008 überholt.


Insgesamt verkaufte HP fast 133’000 Laptops und konnte den Verkauf damit um 34,7 Prozent steigern. Damit decken die Amerikaner gut einen Viertel des Gesamtmarktes ab. Acer, der gestürzte König des mobilen Consumer-Marktes bleibt ihnen mit knapp 130’000 verkauften Einheiten und einem Marktanteil von 24,4 Prozent dicht auf den Fersen. Die Taiwaner konnten ihren Absatz immerhin um gute 15 Prozent steigern.

Nur FSC und Kleinstanbieter verlieren

Einen wahren Sprung nach vorne machte der ebenfalls in Taiwan angesiedelte Konkurrent Asus: Im Jahr 2007 noch auf dem sechsten Rang, steigerte man die verkauften Stückzahlen um 132,3 Prozent auf 57'000 Geräte und konnte somit den bisherigen Dritten, Apple, vom Podest vertreiben. Und das, obwohl die Jobs-Company um fast 28 Prozent auf 49'000 verkaufte Mobilcomputer zulegen konnte. Ein ähnliches Kunststück wie Asus gelang auch dem angeschlagenen texanischen Computerkonzern Dell - wenn auch auf tieferem Niveau. Er steigerte den Verkauf um 128,5 Prozent und erreichte damit 37'700 verkaufte Einheiten. Dell machte damit drei Plätze gut und liegt jetzt hinter Apple auf der fünften Position. Der Marktanteil beträgt allerdings lediglich 7,1 Prozent. Auf den Rängen sechs bis zehn folgen Sony (35'600 Stück/+58,2%), Toshiba (32’600 Stück/+15,6%), Fujitsu Siemens Computers (25'800 Stück/-8,6%), Medion (10’900 Stück/+203%) und MSI (3000 Stück). Die übrigen Hersteller verkauften 16’000 Geräte und beanspruchten damit drei Prozent des Marktes für sich.

Bei Desktops verliert HP deutlich

Auch bei den Consumer-Desktops steht HP auf dem ersten Platz, musste aber einen deutlichen Rückgang bei den Stückzahlen hinnehmen. Mit 44'000 verkauften Geräten wurden knapp 17 Prozent weniger verkauft als noch 2007. Entsprechend sank auch der Marktanteil um 8,7 auf 18,8 Prozent. Auf den Rängen eins bis vier gab es keine Veränderungen. Acer liegt auch in diesem Segment auf dem zweiten Platz, konnte die Verkäufe aber um 12 Prozent auf 37'200 Geräte steigern. Den letzten Podestplatz sicherte sich Steg mit einem Plus von 5 Prozent oder 33'600 verkauften Desktops. Dahinter liegt Apple mit 32'000 Stück.

Brack und Littlebit verbessern sich

Brack verbesserte sich mit 21'600 Rechnern (+14%) auf Kosten von Dell um einen Platz und belegte 2008 den fünften Rang. Die Texaner verkauften 20'500 Desktop-Rechner, was einem Minus von 1,2 Prozentpunkten entspricht. Neben den kleinen Anbietern ist Fujitsu Siemens Computers in diesem Segment der grösste Verlierer. Das Geschäft brach mit einem Minus von 47,5 Prozent geradezu ein. Trotzdem konnte das Unternehmen mit 9500 verkauften Rechnern den siebten Rang gerade noch halten. FSC spürt allerdings den Atem des Aufsteigers Littlebit im Nacken: Das Unternehmen verbesserte sich auf Kosten von Medion und Belinea von der Zehn auf die Acht und kommt FSC mit 8000 verkauften Geräten gefährlich nahe. Medion legte um 5,5 Prozent auf 7700 Stück zu, während Belinea 19,4 Prozent verlor und damit noch 5300 Geräte verkaufte. Die übrigen Anbieter verloren satte 55,6 Prozent und setzen damit noch knapp 14'500 Geräte ab.


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