Drucker-Hersteller drängen in Software-Markt

Im Bereich des Dokumenten-Management tummeln sich neben Software-Häusern immer mehr auch eigentlich als Hardware-Hersteller bekannte Unternehmen. In einem Roundtable erklären Canon, HP und TA Triumph-Adler Swiss IT Reseller, warum sie diesen Schritt gehen, wie sie ihn vollzogen haben, wohin er führt und wie sie den Markt einschätzen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/45

     

Wie sieht der Schweizer Dokumenten-Management-Markt heute aus
Ihrer Sicht aus? Welche Unternehmen setzen auf DM-Software, und was wollen sie damit lösen?


Patrick Meile, Canon: Viele Unternehmen arbeiten aktuell noch ohne Dokumenten-Management-Systeme. Daher weist der Markt in diesem Bereich noch sehr viel Potential auf. Grundsätzlich spüren wir eine Nachfrage von Unternehmen aus allen Bereichen. Nachgefragt wird vor allem eine Straffung des Dokumentenprozesses. Gleichzeitig soll dieser kontrollierbarer gestaltet werden. Ein Stichwort ist hier die Automati­sierung der Workflows.


Christian Bucher, HP: Kunden möchten häufig Arbeitsabläufe rationalisieren, respektive automatisieren. Wir bei HP sehen es als unsere Aufgabe, den Kunden die technischen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie mittels Multifunktionsgeräten und der richtigen Software diverse Prozesse unterstützt und optimiert werden können. Dazu gehören zum Beispiel generelle Office-Prozesse, Geschäftsprozesse in Human Resources, Marketing, Sales, Supply & Demand Chain, Operations etc. bis hin zu branchenspezifischen Lösungen etwa für Banken, Spitäler oder Stadtverwaltungen. Wir spüren ein verstärktes Bedürfnis unserer Kunden hin zur Digitalisierung der Informationen. Wo früher beispielsweise zentral gescannt wurde, ist heute ein eindeutiger Trend feststellbar zu mehr Flexibilität und zeitnahen Informationen, das heisst dezentraler Informationserfassung, wie über MFP.

Gorm-Erik Andresen, TA Triumph-Adler: Lösungen fürs Dokumenten-Management werden immer wichtiger, auch für die Umsatzentwicklung unseres eigenen Unternehmens, wo wir diesen Bereich weiter ausbauen. Abhängig von der Lösung startet Dokumenten-Management im Bereich der Kostenkontrolle heute schon beim «kleinen Architekten», der sämtliche Kopier- und Druckkosten auf seine Projekte zuordnen möchte. Es geht dann weiter bis hin zu internationalen Grossunternehmen, die eine europaweite Archivierungslösung anstreben, in der jeder Mitarbeiter auf die Daten der Kunden zugreifen kann.




Wieso haben Sie als «klassische» Hardware-Hersteller von Druckern und Scannern den Weg in diesen Software-Bereich beschritten?

Gorm-Erik Andresen, TA Triumph-Adler: In der heutigen Zeit ist ein
Drucker oder ein Kopierer nur noch Mittel zum Zweck. Jedes Unternehmen muss drucken und kopieren. TA Triumph-Adler versteht sich als Dienstleis­tungsunternehmen, als solches wollen wir unseren Kunden ein komplettes Servicepaket bieten und die gesamte Arbeit rund um das Dokument so einfach wie möglich gestalten. Punkte wie Kostenkontrolle aber auch Kostenplanungen und die Optimierung von Abläufen zur Steigerung der Effektivität werden immer wichtiger für Unternehmen – daher haben wir uns entschieden, auch solche Lösungen in Kombination mit klassischer Hardware aus einer Hand unseren Kunden zu bieten.

Christian Bucher, HP: Die Multifunktionsprinter (MFP) übernehmen zunehmend die Rolle einer digitalen Rampe der Dokumente innerhalb von Geschäftsprozessen und spielen somit eine zentrale Rolle im Dokumenten-Management. Wir sehen uns deshalb als Marktführer im Output-Management und den Managed Print Services sowie als langjähriger Partner der IT auch als ein prädestinierter Dokumenten-Management-Anbieter.

Patrick Meile, Canon: Auch wir sehen, dass intelligente Multifunktionsgeräte, MFPs, immer mehr eine zentrale Rolle in den Business-Prozessen spielen. Da wir Lösungen anbieten wollen, welche die Business-Prozesse unterstützen, war es für uns ein logischer Schritt, uns deshalb auch zum Lösungsanbieter zu entwickeln.




Haben Sie Partner gehabt, um die angesprochene Sparte auf­zubauen? Bestehen diese Partnerschaften heute noch?

Christian Bucher, HP: Unsere Dokumenten-Management-Strategie basiert auf eigenen Entwicklungen, Zukäufen und weltweiten zertifizierten Partnerschaften mit Software- und Lösungsanbietern. 2008 haben wir Exstream gekauft, ein Unternehmen, das auf die automatisierte Dokumentenerstellung, unter anderem für Direct-Marketing-Massnahmen, spezialisiert ist. Zudem haben wir Partnerschaften mit Kofax, Jetmobile, Safecom und vielen mehr. HP hat auch ein eigenes Lösungspaket zur Autorisierung, Authentifizierung und zum Auditing, HP Access Control, das wir ständig weiterentwickeln.

Patrick Meile, Canon: Alle strategischen Produkte, die den Dokumenten-Management-Prozess unterstützen, kommen aus unserem Haus, wurden also selber entwickelt.

Gorm-Erik Andresen, TA Triumph-Adler: Der TA-Triumph-Adler-Konzern hat hierfür 2003 ein Unternehmen gekauft und mittlerweile längst in den Konzern integriert, das bereits jahrelange Erfahrung im Bereich von Dokument-Management-Software­lösungen hatte. In Bereichen, in denen es sinnvoll ist, werden wir immer eigene Kompetenzen aufbauen – das ist unsere Devise. Natürlich verschliessen wir uns aber auch nicht generell strategischen Partnerschaften mit anderen Unternehmen, denn eines ist uns wichtig – der Kunde steht im Mittelpunkt und braucht die optimale Lösung. Wenn es eine Partnerfirma gibt, die diese Lösung für einen bestimmten Bereich bietet, dann spricht nichts gegen eine Partnerschaft von unserer Seite.




Im Gegensatz zur Konkurrenz, reinen Software-Herstellern zum Beispiel, können Sie als Hardware-Verkäufer gleich «Bündelangebote» machen. Ein Vorteil?

Patrick Meile, Canon: Wir sehen uns als Lösungsanbieter, der im Rahmen eines Consulting-Auftrages für den Kunden die optimalen Lösungen erarbeitet und implementiert. Da wir auf Hardware und Software spezialisiert sind, beherrschen wir den gesamten End-to-End-Prozess im Informationsmanagement, was für Kunden aus unserer Sicht ein bedeutender Vorteil ist. Als Gesamtlösungsanbieter können wir uns gegenüber der Konkurrenz nicht äussern.

Gorm-Erik Andresen, TA Triumph-Adler: Wir bieten unseren Kunden ein auf seine Anforderungen abgestimmtes Gesamtkonzept an, somit gibt es für den Kunden den entscheidenden Vorteil, nur noch einen Ansprechpartner für alle Fragen zu haben. Durch die Tatsache, dass wir im Hardware- und im Softwarebereich unsere eigene Kompetenzen im Konzern haben, brauchen wir nicht den Service von anderen Herstellern oder Softwarepartnern, das beschleunigt unsere Abläufe – und wenn wir intern schneller sind, dann sind wir auch schneller beim Kunden. Der Nebeneffekt dieser Tatsache ist natürlich auch, dass unsere Lösungen aufeinander abgestimmt sind – es wird nicht der Fall eintreten, dass unsere Produkte nicht miteinander harmonieren.

Christian Bucher, HP: Unsere Kunden denken vermehrt Service-orientiert und schätzen es, alles aus einer Hand zu beziehen und dabei sicher zu gehen, dass die Integration und der Betrieb sichergestellt ist. Das können wir ihnen bieten.




Was kann Ihre Dokumenten-Management-Software?

Christian Bucher, HP: HP bietet ein breites Portfolio, das den gesamten Information-Lifecycle abdeckt. Und das alles aus einer Hand: Von der Erstellung des Dokumentes, entlang des jeweiligen Prozesses, beziehungsweise Workflows, bis hin zur Operationalisierung und Archivierung. Dazu gehören sowohl Security- als auch Com­pliance-Lösungen. Die Projekte beginnen normalerweise mit einem Assessment, das wir aus den verschiedensten Perspektiven durchführen: Sicherheit, Kostenreduktion und -transparenz, Compliance, Umweltverträglichkeit, Workflow-Analysen und vielem mehr.

Gorm-Erik Andresen, TA Triumph-Adler: Die einfachste Lösung in unserem Angebot ist der klassische Kopierer oder Drucker. Die Weiterentwicklung davon sind komplette Lösungen für die Papierausgabe. Bei diesen Lösungen wird gemeinsam mit dem Kunden ein Konzept erarbeitet, an welchem Standort welches System zum Einsatz kommen soll – dies kann unter verschiedenen Gesichtspunkten geschehen: Kosteneinsparung, Ablaufoptimierung, Produktivitätssteigerung – natürlich ist auch eine Vermischung der Gesichtspunkte möglich. Der TA-Triumph-Adler-Konzern be­inhaltet zudem ein ei

Canon

Canon zählt in der Schweiz 625 Mitarbeitende. Gegründet wurde das Unternehmen als Generalvertretung in der Schweiz im Jahre 1965. Der Hauptsitz der Canon (Schweiz) AG ist in Dietlikon (ZH), ausserdem ist man an zehn weiteren Standorten in der Schweiz vertreten. Im ersten Halbjahr 2009 belief sich der Gesamtumsatz des Unternehmens auf 97,9 Mio. Franken.
Auf Kundenseite setzen im Bereich Dokumenten-Management aktuell sowohl Klein-, Mittel- und Grossunternehmen aus allen Branchen auf Canon-Lösungen. Genaue Zahlen zu den Kundenbeziehungen gibt Canon leider nicht bekannt.

Hewlett-Packard

Hewlett-Packard (HP) wurde 1959 in der Schweiz gegründet und beschäftigt heute 2100 Mitarbeitende am Hauptsitz Dübendorf und in Meyrin. Da sich HP momentan in der Quiet Period befindet, können leider keine Aussagen über den Markt oder den laufenden Umsatz gemacht werden.
HP zählt insgesamt 5000 KMU und Grossunternehmen als Kunden. Im Bereich Imaging & Printing Group sind es rund 150, vor allem im Grosskunden­bereich. Sie stammen aus allen Branchen. HP hat langjährige Erfahrungen im Bankenumfeld und baut sein Know-how derzeit in allen Branchen ver­stärkt aus, vor allem im öffentlichen Bereich.

TA Triumph-Adler

TA Triumph-Adler, Lösungsanbieter im Bereich der digitalen Bürokommunikation, wurde 1971 gegründet. Am Schweizer Hauptsitz in Embrach sowie an den drei weiteren Standorten
St. Gallen, Bern und Lausanne beschäftigt man aktuell 76 Personen.
Das Unternehmen zählt derzeit über 7000 Schweizer Kunden. Im Bereich Dokumenten-Management sind das vor allem Klein- (40%), Mittel- (40%) aber auch Grossunternehmen (20%) und repräsentieren einen Mix aus allen Branchen, ohne Spezialisierung auf irgendeine Sparte.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Aus welcher Stadt stammten die Bremer Stadtmusikanten?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER