HP-Aufteilung ohne Schmerzen
Quelle: HP Schweiz

HP-Aufteilung ohne Schmerzen

Trotz der Auftrennung von HP in zwei separate Gesellschaften soll sich für Kunden und Partner, aber auch für die Mitarbeiter kaum etwas ändern.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2015/05

     

Mit Beginn des neuen Geschäftsjahres, ab November 2015, wird sich HP bekanntlich in zwei eigenständige Unternehmen aufteilen. Während sich bei Hewlett Packard Enterprise in Zukunft alles um Infrastruktur, Software und Services im Business-Umfeld drehen wird, wird die bisherige Printing and Personal Systems Group (PPS) in HP Inc. überführt. Hierzulande wird HP Inc. künftig von Adrian Müller geführt, der seit rund drei Jahren die Geschicke der Schweizer PPS-Sparte lenkt. Im Gespräch mit «Swiss IT Reseller» hat der 42-Jährige verraten, welche Strategie er mit HP Inc., das hierzulande unter dem Namen HP Schweiz firmieren wird, verfolgt und was die Auftrennung für Kunden und Partner bedeutet.

Unterschiedliche Tempi

Zu HP Inc. – oder eben HP Schweiz – werden künftig unter dem altbekannten Logo Produkte und Lösungen für den Arbeitsplatz, für zu Hause und für unterwegs gehören, während Hewlett Packard Enterprise eher im Industriesegment angesiedelt ist und Themen wie Rechenzentrum und Softwarelösungen abdeckt. «HP Schweiz wird also das Unternehmen sein, das man in der breiten Öffentlichkeit wahrnehmen wird. Dabei sind wir uns durchaus bewusst, dass die neuen Namen am Anfang noch für eine gewisse Verwirrung sorgen werden. Aber in einigen Jahren wird das kein Thema mehr sein», so Müller.
Notwendig wurde die Auftrennung laut Müller aufgrund der unterschiedlichen Entwicklung. Während sich HP Inc. mit seinen PCs, Notebooks, Tablets und Druckern in einem Verdrängungsmarkt befindet, in welchem das transaktionale Geschäft dominiert und die Geschwindigkeit über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, stehen bei
Hewlett Packard Enterprise Infrastruktur, Lösungen und Dienstleistungen rund ums Rechenzentrum im Vordergrund. «Die beiden Bereiche haben eine komplett andere Pace. Bei HP Inc. ist Geschwindigkeit sehr wichtig, bei Hewlett Packard Enterprise ist alles langfristiger. Wenn wir bei PPS nicht schnell reagieren, dann verlieren wir viel Geld», so Müller.

Umsatzmässig werden sich die beiden Unternehmen etwa auf Augenhöhe befinden. Die jetzige Printing and Personal Systems Group und das restliche HP setzen beide zwischen 50 und 60 Milliarden Dollar um und machen dabei rund 5 Milliarden Dollar Profit. Von den bestehenden über 300'000 Mitarbeitenden werden künftig rund ein Siebtel HP Inc. angehören. Der Grossteil der Mitarbeitenden wird aber in Hewlett Packard Enterprise übergehen. «Bei Hewlett Packard Enterprise ist das ganze Outsourcing-Geschäft angegliedert, welches sehr personalintensiv ist. Dieses Business haben wir bei HP Inc. – hierzulande eben HP Schweiz – nicht.»

Standort Dübendorf bleibt


Für die Kunden und Partner soll sich durch die Auftrennung kaum etwas ändern. «Unser Ziel ist es, dass Partner und Kunden den Wechsel gar nicht richtig mitbekommen», betont Müller. Der PPS-Bereich hatte schon immer eine eigene Bilanz sowie eine eigene Channel-Organisation in der Schweiz. «Von daher ist diese Auftrennung für uns nicht so kompliziert. Und auch auf die Mitarbeiter von HP in der Schweiz hat die Aufsplittung daher keine grossen Auswirkungen. Einzig bei Mitarbeitenden aus zentralen Funktionen wie beispielsweise HR oder Buchhaltung wird es Änderungen geben, weil es neu für jede dieser Stellen eine zweite Person braucht», so Müller. Synergien sollen denn auch nur sehr beschränkt genutzt werden. «Wir müssen alles separieren. Das ist gesetzlich vorgeschrieben», erklärt Müller. «Nichtsdestotrotz werden wir das Bürogebäude in Dübendorf weiterhin gemeinsam nutzen. Und auch über den Verwaltungsrat sind wir verbunden. Zudem werden die grossen Events wie etwa die HP Discover zumindest nächstes Jahr noch zusammen durchgeführt.» Absolut ausgeschlossen ist derweil eine Querfinanzierung, wie Müller betont.

Kaum Änderungen für Partner


Die Kooperation mit den Partnern soll auch künftig im Mittelpunkt stehen. «Die DNA von HP ist die Zusammenarbeit mit Partnern, und da spreche ich nicht nur von den Partnern im Business-Bereich, sondern auch vom Fachhandel. Die meisten hier beziehen die Geräte nicht direkt, sondern gehen über unser Partnernetzwerk», so Müller. Nur eine limitierte Anzahl an grossen, internationalen Unternehmen betreut HP direkt, weil es über lokale Partner einfach nicht funktionieren würde. Müller verspricht: «Wir werden das Partnermodell weiter pflegen und für die Partner wird sich wenig ändern – ein neuer Name und einige kleinere Anpassungen dürfen allerdings erwartet werden. Für die meisten Partner ist zudem ohne Zweifel klar, ob sie künftig zu HP Inc. oder zu Hewlett Packard Enterprise gehören werden. Und wenn es noch Unklarheiten gibt, steht temporär das Programm Partner Navigator bereit. Dieses ist vor allem für grös­sere Partner gedacht, die in vielen Bereichen von HP tätig sind.»

Was die Zukunft bringt


Die weltweite Strategie von HP Inc. basiert auf drei Wellen, wie CEO Dion Weisler definiert hat. Die erste Welle läuft unter dem Titel «Capitalize». «Aktuell befinden wir uns in dieser ersten Welle, die aus den reifen PC- und Drucker-Märkten besteht, mit denen wir heute unser Geld verdienen», führt Müller aus. Die zweite Welle «Anticipate» bildet dann die nahe Zukunft ab, die von der ersten Welle finanziert wird und im Falle von HP Inc. unter anderem den 3D-Druck darstellt. «Der Markteintritt dieser Produkte steht kurz bevor. Der schnellste 3D-Drucker, den wir im vergangenen Jahr vorgestellt haben, wird 2016 in der Schweiz lanciert.» Und die dritte Welle schliesslich steht unter dem Motto «Create» und befasst sich mit Zukunftstechnologien. Müller erklärt: «Hier geschieht Grundlagenforschung, mit welcher wir morgen unser Geld verdienen möchten.» Hierzulande konzentriert sich Müller nun aber vorerst auf die erste Welle. Erfolg haben im gesättigten Schweizer Markt will er mit HP Inc. durch Business- und Consumer-Produkte, die sich rein äusserlich nicht mehr unterscheiden. «Diese Geräte werden sich künftig nur noch durch ihr Innenleben unterscheiden, etwa durch das integrierte Trusted-Platform-Modul in Business-Notebooks oder durch unterschiedliche Treiber», führt er aus.

Müller ist sich aber bewusst, dass die Produkte der verschiedenen Hersteller heutzutage eigentlich mehr oder weniger austauschbar sind: «Die meisten verfügen über einen Intel-Prozessor und ein Microsoft- oder Google-Betriebssystem.» Deshalb legt er den Fokus auf zwei andere Aspekte: zum einen auf die Zuverlässigkeit der Produkte selbst und zum anderen auf die Zuverlässigkeit der Dienstleistungen rund um das Produkt herum. «Dabei spreche ich nicht nur von der Reparatur, wenn das Produkt kaputt geht, sondern auch von den starken Partnern, die die Lösungen von HP vertreiben», so Müller.
Auch im Bereich Printing stehen Services vermehrt im Vordergrund. «Es geht nicht mehr nur darum, einen Drucker zu kaufen, sondern um Printlösungen. Managed Print Services (MPS) werden zunehmend auch von kleineren Unternehmen genutzt. IT und Drucker rücken immer näher zusammen. Mit MPS kann man hier gut Geld sparen, wenn man es richtig einsetzt», so Müller. Zudem merke man, dass immer mehr Unternehmen auch nicht mehr MPS und PC separat wollen, sondern einfach pro Mitarbeiter einen kompletten Arbeitsplatz als Service beziehen möchten, damit sie sich um gar nichts mehr selbst kümmern müssen und einfach monatlich bezahlen. «Das ist die Zukunft und für Partner durchaus auch ein lohnendes Geschäftsmodell, wenn man ein paar solcher Kunden hat», so Adrian Müller. (abr)


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